21.11.2019

Adoptiert von Delfinen & Jacques Cousteau’s Vermächnis

So nah ist noch kein Kamerateam wilden Delfinen gekommen: Angela Ziltener und ihr Team können eine große Gruppe Delfine im Roten Meer stunden- und tagelang unter Wasser begleiten und ihr Verhalten erstmalig aus der Delfinperspektive beobachten. Bereitwillig präsentieren die Delfine den Forschern ihr Sozialverhalten, ihre Spiele, aufregenden Sex, Entführungen von Weibchen, sogar den Gebrauch medizinischer Stoffe aus Korallen und vieles mehr.

Der Film „Adoptiert von Delfinen“ zeigt die ersten Wochen von Angela Zilteners Forschungsprojekt. Acht Wochenlang ist das Kamerateam um Ulf Marquardt fast jeden Tag mit Forschern und Delfinen getaucht und ist den Tieren dabei viel näher gekommen als erhofft. „Am Ende haben uns die Tiere wie alte Freunde mit Begrüßungspfiffen empfangen“, erzählt Autor und Regisseur Ulf Marquardt. „Ich habe dann immer irgendwelche Quietschlaute ausgestoßen – man fühlt sich wirklich unhöflich, wenn man auf die Begrüßungen nicht antwortet!“

Jacques Cousteau’s Vermächtnis – Rückkehr zu den Geheimnissen des Meeres

„Viele Menschen haben unerfüllbare Träume. Unbekannte Welten entdecken, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Etwas erfinden, das die Welt verändert. Einen Oscar gewinnen. Dem Franzosen Jacques-Yves Cousteau glückte dies alles und noch viel mehr.“ So beginnt die Dokumentation „Jacques Cousteau’s Vermächtnis – Rückkehr zu den Geheimnissen des Meeres“, die im Rahmen der WDR-Sendereihe „Abenteuer Erde“ entstanden ist.

In einer faszinierenden Mischung aus Tierbeobachtungen, wie man sie aus „Abenteuer Erde“ gewohnt ist, historischen Aufnahmen und aufwändigen Inszenierungen zeichnet der Film Leben und Werk des großen Meeresforschers, Filmemachers und Erfinders nach. Der Zuschauer erlebt dabei eine kurzweilige Reise um die Welt, denn gedreht wurde an Originalschauplätzen auf drei Kontinenten und in vier Meeren.

Zwei Jahre lang folgte das Kamerateam Jacques Cousteau’s Spuren. „Ich war sehr erstaunt, wie viele von Cousteau zurück gelassene Relikte man noch heute findet“, erzählt WDR-Redakteurin Gabriele Conze. Das Filmteam hat nicht nur alte Haikäfige und Ruinen einer Unterwasserstadt am Grund des Roten Meeres gefilmt, sondern auch eher unscheinbare Artefakte: Dazu gehören zum Beispiel die Reste eines hölzernen Pferchs, den Cousteau vor 40 Jahren für eine gefangene Seekuh gebaut hatte.

Doch noch wichtiger als solche fast schon archäologischen Funde, ist auch heute noch der Einfluss, den Cousteau als Naturschützer hatte. Der Film zeigt deutlich, wie Cousteau’s Persönlichkeit durch seine jahrzehntelangen Reisen auf den Ozeanen der Welt beeinflusst wurde: Von einem Mann, der aus Hass Haie abschlachtete und gedankenlos Korallenriffe in die Luft sprengte, verwandelte er sich nach und nach in einen radikalen Kämpfer für die Umweltschutz. Und dieser Kampf wirkt bis heute nach: Dass es heute in Florida so viele der friedlichen Seekühe wie wohl noch nie zuvor gab, geht direkt auf Cousteau zurück. Denn die Ausstrahlung seines Filmes „Die vergessenen Seejungfrauen“ löste die Erforschung und den Schutz der Seekühe aus und wirkt somit noch heute nach.

Die Aufnahmen der heutigen Seekühe in einem dicht besiedelten Florida und deren rührende Geschichten gehören zu den bewegendsten Momenten der Dokumentation „Jacques Cousteau’s Vermächtnis“.

„Cousteau’s bahnbrechende Fernsehserie ‚Geheimnisse des Meeres‘ war jahrzehntelang ein Highlight des Fernsehprogramms“, erinnert sich Autor und Regisseur Ulf Marquardt. „Wer die Serie damals gesehen hat, erinnert sich gern zurück an die Abenteuer der Taucher auf dem Schiff ‚Calypso‘. Jüngere Menschen können damit und mit dem Namen Jacques Cousteau aber kaum noch etwas anfangen. Es wäre schön, wenn ihn unser Film der Vergessenheit entreißen könnte.“

Zu diesem Zweck trieben der Westdeutsche Rundfunk als Auftraggeber und die Marquardt Medienproduktion als Auftragsproduzent einen riesigen Aufwand. Große Teile von Cousteaus Originalaufnahmen konnten nicht verwendet werden, trotzdem sollte der Film ja zeigen, wie die Cousteau-Taucher vor vielen Jahren gearbeitet haben. Daher wurden einige Geschehnisse wie in einem Spielfilm neu inszeniert und künstlich auf alt getrimmt. Zahlreiche Darsteller über und unter Wasser, bis zu 60 Jahre alte Tauchausrüstung, unzählige Requisiten und aufwändige Computeranimationen ermöglichten es, den Look der alten Filme zu kreieren und damit auch die nostalgischen Gefühle, die sie in vielen Zuschauern auslösen. „Aber wir betrügen unsere Zuschauer nicht“, versichert Ulf Marquardt. „Im Film zeigen und sagen wir ganz offen, dass wir viele Szenen neu inszeniert haben.“

Auf diese Weise ist ein ungewöhnlicher Dokumentarfilm entstanden, der nicht nur Leben und Werk von Jacques Yves Cousteau nachzeichnet, sondern auch seine alten Unterwasser-Drehorte noch einmal besucht. Am Ende wird der Zuschauer überrascht feststellen: Vieles hat sich in unserer Umwelt seit Cousteau verändert, aber nicht alles ist schlechter geworden. Und das ist tatsächlich zum Teil Jacques Cousteaus Verdienst.